Aktuelle Rheumatologie 2005; 30(3): 179-182
DOI: 10.1055/s-2005-858304
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gezieltere Medikamentenwahl durch die Pharmakogenetik - Fakt oder Fiktion?

Pharmacogenetically Guided Individualized Treatment with Disease Modifying Anti-Rheumatic Drugs - Fact or Fiction?H. Plischke1
  • 1Humanwissenschaftliches Zentrum der Universität München
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Publication Date:
06 July 2005 (online)

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Zusammenfassung

Die Pharmakogenetik untersucht genetisch bedingte interindividuelle Unterschiede der Reaktionen auf verabreichte Medikamente. Pharmakokinetische und pharmakodynamische Parameter differieren bei gesunden Menschen erheblich. Entsprechende Unterschiede finden sich auch bei der toxikologischen Betrachtung von Pharmaka. Diese Unterschiede variieren darüber hinaus in Abhängigkeit vom spezifischen Medikament sowie von der untersuchten Population. Manche Patienten metabolisieren ein Medikament schnell, andere langsam, was entsprechend unterschiedliche Dosierungen für quantitativ gleiche erwünschte Wirkungen erfordert. Ein Arzt, der ein Medikament verordnet, weiß um die individuellen Unterschiede zwischen den Patienten bei Resorption, Wirkung und Elimination, abhängig vom spezifischen Medikament, vom Alter des Patienten und von weiteren Faktoren. Pharmakogenetische Unterschiede kann der Arzt heute aber nur in seltenen Fällen berücksichtigen. In diesem Beitrag werden Interaktionen unterschiedlicher pharmakogenetischer Faktoren, die die antirheumatische Basistherapie beeinflussen, diskutiert und Möglichkeiten für eine individualisierte Pharmakotherapie aufgezeigt.

Abstract

Pharmacogenetics is the field of research that explores genetic variations in drug response. Pharmacokinetic and pharmacodynamic parameters of drug-metabolizing enzymes differ in normal persons widely. The same findings are seen in drug elimination. These parameters also vary depending on the drug and the population studied. When a patient is taking drugs, his physician knows that the ability to clear a drug is different among patients, depending on the drug, age and other environmental factors. There are patients with rapid metabolism and with slow metabolism, who may need higher or lower doses to reach the desired effect with minimal side effects. The interactions of pharmacogenetic factors influencing disease modifying the anti-rheumatic drug therapy are discussed and the possibilities of more individualized drug treatments are shown.

Literatur

1 Hinweis zur Kennzeichnung von „SNPs”: „MTHFR A1298C” heißt: An der Stelle 1298 vom Startpunkt des MTHFR-Gens ausgehend, befindet sich „normalerweise” die Base Adenin (Wildtyp), es ist aber in mehr als 1 % der untersuchten Population ein singulärer Basenaustausch (SNP) beschrieben, mit der Base Cytosin statt Adenin. Dies kann die Funktion des von diesem Gen abgeschriebenen Enzyms verändern.

2 Die „Odds-Ratio” (OR) ist ein Verhältnis und beschreibt wie das „Relative Risiko” (RR) die Wahrscheinlichkeit des Eintretens eines Ereignisses. Eine Odds Ratio von 1 bedeutet „kein Unterschied”, ein Wert größer als 1 beschreibt ein Risiko für ein Ereignis (mit einer „Grauzone” bis etwa 2), ein Wert kleiner als 1 beschreibt einen „Schutzfaktor” vor einem Ereignis. Die Odds Ratio wird in Fall-Kontroll-Studien verwendet (retrospektiv), das relative Risiko ist ein Effektschätzer bei Kohortenstudien (prospektiv).

Dr. med. Dipl.-Ing. Herbert Plischke

Generation Research Program Bad Tölz, Humanwissenschaftliches Zentrum der Universität München, Projektkoordinator GRP, AG Rheumatologie - Pharmakogenetik

Prof.-Max-Lange-Platz 11

83646 Bad Tölz

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